Freitag, 3. Februar 2012

Widerspruch gegen die Tigermutter

Die chinesisch-stämmige Amerikanerin Amy Chua, Professorin an der Juristischen Fakultät der Yale Universität, hat mit ihrem Buch "Battle Hymn of the Tiger Mom" (deutsche Ausgabe: "Die Mutter des Erfolgs: Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte") einen Bestseller gelandet. In einem Artikel im Wall Street Journal fasst sie ihre wesentlichen Thesen zusammen: Why Chinese Mothers Are Superior. Kurz auf den Punkt gebracht: Drillen Sie Ihr Kind zum Erfolg.

Allerdings regt sich auch schon einiger Widerstand gegen das Erfolgsrezept:

Ralph Pöner stellt der Tigermutter 5 rhetorische Fragen:
- Warum nehmen wir nicht die brasilianischen Mütter zum Vorbild? (auch Brasilien boomt)
- Seit wann sind denn die chinesischen Mütter überlegen (ihr Erziehungsstil dominierte schon zu Maos Zeiten)
- Nennen Sie eine bahnbrechende chinesische Erfindung seit der Schwarzpulver.
- Weshalb ist die Selbstmordrate unter Schülern in China so hoch?
- Warum erwähnen die Medien nicht, dass Amy Chua ein Buch des Scheiterns geschrieben hat?
   Denn es erzähle - gemäss Einleitung - auch "von meiner Demütigung durch eine Dreizehnjährige"
Der ganze Artikel vom 28.1.2011 ist nachzulesen bei clack.ch

Andreas Landwehr (dpa) zeigt auf, dass die Nachteile der Drillmethode im Wesentlichen die unvermeidliche Kehrseite ihres Erfolgs sind: "Auswendiglernen sehr gut, Phantasie ungenügend". Im Spiegel-Artikel vom 29.1.2011 wird dann auch gleich die Methodik der PISA-Tests kritisch hinterfragt, für die man gut büffeln kann, die aber eigenständiges Denken kaum überprüfen.

Wozu dieser Beitrag? Nach einem Jahr Eurokrise und dem Beinahe-Staatsbankrott der USA vom letzten Sommer erscheint China dem einen oder der anderen als die neue Führungsmacht der Welt. Die kritischen Bemerkungen zum Lob der Tigermutter könnten diese Einschätzung etwas relativieren ...

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