Mittwoch, 1. Februar 2012

Französische Regierung gegen Cyber-Mobbing unter Jugendlichen

Die französische Regierung hat eine Kampagne gegen das Cyber-Mobbing unter Jugendlichen gestartet. Mobbing auf dem Pausenplatz ist nichts neues, davon können schon unsere Eltern und Grosseltern ein Lied singen. Neu sind bloss die Reichweite der Attacken (weltweit statt bloss lokal) und die Schwierigkeit, diese mit dem Ende der jugendlichen Sturm- und Drangzeit ad acta legen zu können - denn das Internet vergisst bekanntlich vor allem das nicht, was man am liebsten löschen würde (während die coolsten Infos im Netz meist schon nach einem Jahr nicht mehr auffindbar sind). Die Erziehungswissenschaftlerin Catherine Blaya sagt aufgrund - bisher erst provisorischer - Forschungsergebnisse zudem, dass die (scheinbare) Anonymität des Internets eine enthemmende Wirkung habe. (Pressebericht)
Experten sagen, dass Mobbing oft in der realen Welt beginne und raten dazu, das Problem in der realen Welt anzugehen und sich nicht auf eine Eskalation im Internet selbst einzulassen. (Konkrete Beispiele von Cybermobbing  unter Jugendlichen und Hinweise zur Problemlösung in diesem Artikel des Tagesanzeiger).

Obwohl es bereits Fälle von Cybermobbing auf facebook gibt, die vor Gericht geklärt werden (Pressebericht) hält sich die Vorstellung vom Internet als rechtsfreiem Raum gerade bei jüngeren Leuten hartnäckig.

Derweil fordert Google-Chef Eric Schmidt bereits ein Recht auf Namensänderung für junge Erwachsene, um den ramponierten Ruf ein für allemal hinter sich lassen zu können (Pressebericht).

Ob das der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln. Denn abgesehen davon, dass Cybermobbing sich nicht auf die Jugend beschränkt, sondern JedeR jederzeit Opfer werden kann, ist eine Namensänderung ein einschneidender Schritt, und selbst die kaum zu verbergende Tatsache, dass man sich zu diesem Schritt entschieden hat, würde wieder neue Fragen aufwerfen und zu Vermutungen und Gerüchten Anlass geben.

Vielleicht wäre es doch sinnvoller, über einen Zwang für Betreiber von Foren, sozialen Netzwerken und Suchmaschinen nachzudenken, missbräuchliche Einträge für immer zu löschen. Ganz ohne knifflige technische, ökonomische und juristische Probleme wäre das sicher nicht zu haben. Unter anderem wäre eine juristische Güterabwägung zwischen dem Schutz der Persönlichkeitsrechte des Opfers und dem Recht auf freie Meinungsäusserung fällig, und dies quer durch alle Länder der Erde, die ja bekanntlich solche Rechte aus ihren unterschiedlichen kulturellen Traditionen heraus sehr unterschiedlich gewichten.

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