Sonntag, 24. Juni 2012

Big Brother heiratet Big Sister

Wie facebook.com aus der Kombination des Selbstdarstellungstriebes seiner NutzerInnen mit der Technologie des kleinen Startup-Unternehmens face.com das Internet zu einem Ort macht, in dem fast jedes beliebige Gesicht dem richtigen Namen zugeordnet werden kann.


Die aktuelle Seite der Story
Vor wenigen Tagen hat facebook offiziell bekannt gegeben, dass es die israelische Startup-Firma face.com kaufen wird. face.com hat eine sehr zuverlässig arbeitende Gesichtserkennungs-Software entwickelt. Ist einmal ein Foto eines Gesichts bekannt, erkennt diese Software die gleiche Personen auch auf weiteren Fotos im Internet.
Bericht im Tagesanzeiger


Über die genauen kommerziellen oder allfällige andere Motive von facebook für den Kauf wird derzeit spekuliert. Immerhin ist dem blog von face.com folgendes zu entnehmen:
"
Our mission is and has always been to find new and exciting ways to make face recognition a fun, engaging part of people’s lives, and incorporate remarkable technology into everyday consumer products."
blog von face.com


Technischer Hintergrund
Aus dem Artikel im Tagesanzeiger geht hervor:
 - face.com arbeitet schon bisher mit facebook zusammen
 - face.com hat Hunderte Millionen Fotos mit Markierungen versehen
 - face.com kann neben der Identität von BenutzerInnen auch Geschlecht und Alter in den Fotos erkennen

Wie funktioniert es in der Praxis
Noch vor wenigen Jahren war es gang und gäbe, dass bei einer Fotosuche mit google selbst bei Personen, die durch ihre öffentliche Tätigkeit in regionalen Zeitungen jährlich mehrmals mit Foto präsent sind, keine zutreffenden oder mehr falsche als zutreffende Fotos erbrachte. Bei anderen Suchmaschinen war die Trefferquote noch schlechter. Inzwischen sind wie durch Geisterhand viele falsche Zuordnungen verschwunden und korrekt zugeordnete Fotos dazu gekommen. Der Effekt zeigt sich besonders dann, wenn die betroffene(n) Person(en) selbst einen facebook-Account mit Profilfoto hat(haben) und damit eine "gesicherte" Zuordnung zum Namen als Ausgangspunkt besteht.
Wo ein solcher Zusammenhang fehlt, greift die google-Bildersuche immer noch maschinell "dumm" auf Bildlegenden zurück, ohne diese korrekt zu "verstehen". So liefert eine Bildsuche nach "Martin Jud" z.B. das Bild eines Säuglings mit der Bildlegende "1204 × 803 - In Uznach in der evangelischen Kirche wurde Anja von Pfarrer Martin Jud am ...". Der Mensch interopretiert sofort, dass der Säugling Anja heisst und das Bild wenig zum Pfarrer aussagt, der dumme Computer macht die falsche Zuordnung. Mit Gesichtserkennung verschwindet solches, sobald ein zuverlässig zugeordnetes Bild im Internet verfügbar ist.


Und was kommt auf uns zu?
In Zukunft wird (fast) jedeR im Internet zur gläsernen Person - ob wir das wollen oder nicht. Denn unsere lieben FreundInnen und Bekannten werden uns auf facebook markieren, ob wir wollen oder nicht ...





Grottenschlechte neue Oberfläche in Blogger

Blogger hat die Oberfläche verändert. Einmal mehr eine Verschlimmbesserung aus dem unsäglichen Bedürfnis nach "Innovation" heraus. Merke: wenn etwas gut ist, kann man es durch Veränderung fast nur noch schlechter machen. Es ist wie auf einer Bergwanderung. Wer auf dem Gipfel steht, kann nur noch absteigen.
Schade.
Mein heutiger Post, an dem ich einige Zeit geschrieben hatte, ist zwar gespeichert, aber für mich im Nirwana. Vielleicht ist das mein letzter Post auf Blogger. So macht es definitiv keinen Spass mehr.